Angedacht - 3. Ostersonntag

Kennen Sie das auch? Die Not der Vergeblichkeit?

Da hat ein Mensch sich abgemüht, hat alles gegeben, was er an Kräften aufbieten konnte, hat unermüdlichen Einsatz gezeigt, doch der Erfolg bleibt aus. Und das gilt nicht nur für die körperliche, handfeste Arbeit, das gilt auch für die Pflege von Beziehungen. Man setzt sich ein, doch die „Netze des Lebens“ bleiben leer, Beziehungen scheitern, gehen in die Brüche. Wie enttäuschend für so manche Menschen.

Wie enttäuschend für die Jünger im Evangelium (Joh. 21, 1-14). Wie „zufällig“ hört sich die Begebenheit im Evangelium an, wenn die anderen Jünger zu Petrus sagen: „Wir kommen auch mit“. Wir haben ja nichts anderes zu tun. Es ist ihre allnächtliche Arbeit und die gefüllten Netze sind wichtig, denn es ist ihr Lebensunterhalt, und der ihrer Familien. Und so arbeiten sie die ganze Nacht. Müde und erschöpft ziehen sie das Netz bei Tagesanbruch an Land. Aber: Das Netz ist leer! Trotz allem Einsatz und allem Bemühen keinen Erfolg zu haben, macht auf die Dauer mürbe, lähmt und lässt Menschen resignieren.

Wie viele Menschen geben sich innerlich auf, weil ihr Herz leer geworden ist, durch fortdauernde Enttäuschung, Erfolglosigkeit oder Schicksalsschläge. Wie bekannt einem das vorkommen kann! Doch dann geschieht im Evangelium eine unerwartete Wendung. Bei Tagesanbruch, nach getaner Arbeit, steht Jesus am Ufer. Und auf sein Wort hin, werfen die Jünger das Netz bei Tag noch einmal aus. Wie paradox, wie widersinnig. Denn nachts ist die Zeit des Fischfanges. Und doch machen die Jünger wider Erwarten am Tage den Fang, der ihr Boot mit einem reichen Ertrag füllt.

Das Evangelium ist das Bild vom langen Weg der Menschen, von der Enttäuschung, der Resignation hindurch zur endgültigen Gewissheit der Lebensfülle. Gleichsam der Weg vom Karfreitag hindurch zum Österlichen Sieg. Äußerlich betrachtet ist die Erzählung vom reichen Fischfang das Wunder eines vollen Netzes zu einem Zeitpunkt, an dem es nicht vermutet.

Innerlich aber geht es um die Verwandlung eines ganzen Menschenlebens hin zur Fülle des Lebens, wie es nur das Ostergeschehen schenken kann! Jesus selbst ist diesen Weg durch Gottverlassenheit und Verwundung hindurch uns Menschen vorausgegangen.

Er sagt im Evangelium nicht: Augen zu, durch und glauben! Der Auferstandene ist nicht der strahlend unverwundbare Heroe, ist kein transzendenter James Bond.

Wir können der Aufforderung Jesu glauben, weil er selbst um die Schwere der Enttäuschung weiß. Und dass sollte uns Menschen Mut machen und auf das Wort Jesu hin, unsere Lebensnetze neu auszuwerfen lassen. Denn mit dem auferstandenen Jesus haben wir - wortwörtlich - den „großen Fang“ unseres Lebens gemacht.

Ich wünsche Ihnen allen einen gesegneten 3. Ostersonntag.

M. Berning, Pfr.

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